Auktion: 22 / Online Sale am 20.06.2021 Lot 121000482


121000482
Joseph Beuys
Partitur (2tlg.), 1972.
Bleistift
Schätzung:
€ 6.000
Ergebnis:
€ 6.750

(inklusive Aufgeld)
Partitur (2tlg.). 1972/80.
Zwei Blatt Bleistift teils mit Tinte, Collagierung, Klebeband und Stempeln.
Das linke Blatt verso signiert und datiert "1980", das rechte Blatt verso signiert und datiert "1972". Auf verschiedenen Papieren. Jeweils 29,5 x 21 cm (11,6 x 8,2 in), jeweils Blattgröße. [EH].

• Als Partitur bezeichnet Joseph Beuys die Skizzierung von Aktionen.
• Die Zeichnung als Möglichkeit, Ideen in den Bereich des Materiellen zu überführen.
• Die Partitur veranschaulicht die These "Denken ist Form"
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Berlin (direkt vom Künstler erworben).

AUSSTELLUNG: Joseph Beuys: Dibujos Drawings, Fundacion Caja de Pensiones, Madrid, 23.10.-1.12.1985, Kat.-Nr.78 (mit Abb)., Museo Civico di Gibellina, 15.1.-16.2.1986.
Joseph Beuys: Pirustuksia Zeichnungen, Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach, 23.2.-20.4.1986, Sara Hilénin Taidemuseo, Tampere, Sept./Nov.1986.
Joseph Beuys: Wo ist Element 3?, Ketterer Kunst, Berlin, 26.3.–22.5.2021.

Auf dem linken Blatt sind unterschiedliche Überlegungen und Begriffe mit Bleistift notiert, die offenbar um das mythologische Brüderpaar „Prometheus und Epimetheus“ kreisen. Epimetheus ist mit Pandora verheiratet, die die berühmte Büchse mit den Plagen in die Ehe bringt, die als Strafe für Prometheus Raub des Feuers über die Menschheit ausgegossen werden soll. In beiden Figuren zeigen sich unterschiedliche Wege der Menschheitsentwicklung. Das den Göttern geraubte und den Menschen überlassene Feuer führt in die technische Entwicklung, während das spontane unbedachte Handeln von Epimetheus letztendlich die Büchse der Pandora öffnet und das Unheil als steten Begleiter des Fortschritts freisetzt. Beuys spricht wiederholt davon, dass die in Prometheus und Epimetheus allegorisch manifestierten Gegensätze zu vereinen seien.
Im zeichnerischen Werk finden sich wiederholt Blätter, die, obwohl sie ausschließlich mit Notizen, Begriffen, Listen, Wörtern überschrieben sind, von Beuys als Zeichnungen betrachtet werden. Ein skizziertes Diagramm ist mit einem Stück Klebeband unkenntlich gemacht, Wortfragmente wie „(S)schwelle“ oder „(Fr)eiheit“, „Heimat“ lassen das verdeckte Thema erkennen.
Im rechten, daneben montierten früheren Blatt von 1972 mit dem in englisch und deutsch verfassten Stempel des 1972 auf der documenta 5 betriebenen Büros der „Organisation für direkte Demokratie“ sind gerissene Streifen mit Aufschriften eingeklebt, die etwa nach dem „Methodenbewusstsein für den Materialisten“ fragen oder den „Revolutionär von Leben zu Leben“ begreifen. Die Lesbarkeit und die Möglichkeit eines rationalen Verstehens seiner Notizen werden von Beuys bewusst zurückgenommen und in eine chaotische Struktur mit Anklängen an einen nachvollziehbaren Diskurs, in eine sich gleichsam dem rationalen Verstand entziehende Zeichnung verwandelt. [Eugen Blume]

In guter Erhaltung. In den Blatträndern minimal gebräunt.



121000482
Joseph Beuys
Partitur (2tlg.), 1972.
Bleistift
Schätzung:
€ 6.000
Ergebnis:
€ 6.750

(inklusive Aufgeld)