Lexikon
Romantik

Die Romantik umfasst eine geistesgeschichtliche Bewegung in Europa, die zunächst in der Literatur und Philosophie vorbereitet wurde und sich dann in der Kunstanschauung und den Künsten bemerkbar machte. In Abgrenzung zur rationalen Aufklärung und als Reaktion auf das Scheitern der Französischen Revolution wandten sich Schriftsteller und Künstler - in Anlehnung an die Schriften von Jean-Jacques Rousseau, Gotthold Ephraim Lessing und Denis Diderot - seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vermehrt ihrer eigenen Empfindsamkeit und Gefühlswelt zu, die sie als neue Quelle und Impetus für ihre Werke entdeckten und zu nutzen vermochten.
In den bildenden Künsten überschneiden sich Klassizismus, Romantik, Biedermeier und auch Historismus in ihren zeitlichen Ausprägungen, gleichermaßen schwierig erscheint eine strenge Einteilung der Epoche in eine Früh-, eine Hoch- und eine Spätromantik, wie sie für die Literatur vorgenommen wird. Auch ist kein einheitlicher romantischer Stil zu benennen. Für gewöhnlich bezeichnet man die Zeitspanne zwischen etwa 1790 und 1830 als Romantik, doch bereits die Eingrenzung der Frühromantik ist problematisch: Zwar fällt der Beginn der Frühromantik in der Kunst ungefähr mit dem Erscheinen von Wilhelm Heinrich Wackenroders und Ludwig Tiecks "Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders" im Herbst 1796 zusammen. Doch arbeiteten die beiden wichtigsten Künstler der Frühromantik, Philipp Otto Runge und Caspar David Friedrich, jeweils bis zu ihrem Tode in den Jahren 1810 beziehungsweise 1840.
Die unterschiedlichen Strömungen der Romantik werden weniger durch ein gemeinsames Programm als vielmehr durch eine Ablehnung klassizistischer Prinzipien vereint. War die Kunst des Klassizismus durch ihren akademischen Stil, die Betonung der Linie und ihren theoretischen Anspruch gekennzeichnet, so sind stimmungsvolle und gefühlsbeladene Sujets mit einer Betonung von Licht und Farbe charakteristisch für die Kunst der Romantik. Die Romantiker orientierten sich nicht länger an den antiken Vorbildern, wie es noch im Klassizismus vorherrschend war, sondern schöpften aus unterschiedlichsten Quellen wie der Emotionalität, der Mystik, der Poesie und der nationalen Vergangenheit.
Am deutlichsten traten die romantischen Vorstellungen in der Malerei und dort vor allem im Motiv der Landschaft zutage, konnte das Naturerlebnis doch starke Gefühlsregungen auslösen. Caspar David Friedrich, Friedrich Overbeck und Carl Gustav Carus in Deutschland und Joseph Mallord William Turner in England sind als die führenden Landschaftsmaler der Romantik zu benennen. Im Gegensatz dazu bevorzugten die französischen Romantiker Historienbilder und dramatische Sujets, wie es die Werke von Théodore Géricault oder Eugène Delacroix zeigen. Für Delacroix waren außerdem orientalische Stoffe eine wichtige Inspirationsquelle.
Neben den bereits genannten zählen William Blake, Johann Heinrich Füssli, Franz Pforr sowie Moritz von Schwind zu den bedeutendsten Künstlern der Romantik.