Lexikon
Regionalismus

Der Regionalismus ("Regionalism") entwickelte sich in den 1930er Jahren innerhalb der Malerei des amerikanischen Realismus. Im Gegensatz zum technik- und industriezentrierten Präzisionismus fand die Kunst des Regionalismus ihre Sujets in der amerikanischen Geschichte und dem ländlichen Siedlerleben, wie es hauptsächlich im Mittleren Westen (Kansas, Iowa und Missouri) geführt wurde. Aus dieser Gegend stammen auch die wichtigsten Vertreter Thomas Hart Benton (1889-1975), John Steuart Curry (1897-1946) und Grant Wood (1891-1942).
Grant Woods einzigartige Bildsprache ist das Ergebnis eines Arbeitsaufenthaltes in München, wo er sich in der Alten Pinakothek eingehend mit den altdeutschen und flämischen Meistern beschäftigte, deren präzise Linienführung und detailgenaue Beobachtungsgabe ihn nachhaltig beeinflussten. Außerdem ist anzunehmen, dass Grant Wood Werke von Künstlern der Neuen Sachlichkeit (Christian Schad und Franz Radziwill) studierte. Zu Grant Woods Themenspektrum zählen vornehmlich Porträts, beispielsweise sein wohl berühmtestes Bild "American Gothic" (1930), sowie Nutzlandschaften.
Edward Hopper (1882-1967) und Charles Burchfield (1893-1967) werden häufig zum Regionalismus hinzugezählt, doch überdauerte ihr Schaffen das Ende der Strömung in den frühen 1940er Jahren. Beide Künstler stellten Szenen aus dem Alltag dar, wobei vor allem Edward Hoppers kühle, streng komponierte und in ihrer Atmosphäre fast steril wirkenden Bar- und Cafészenen, Tankstellen und Bahnhöfe, welche die Vereinsamung des Großstadtmenschen einfangen, zum Inbegriff des amerikanischen Realismus avancierten.
Enge stilistische Parallelen weist der Regionalismus, hier besonders die Werke Thomas Hart Bentons, mit dem mexikanischen Muralismo auf; darüber hinaus schufen die Künstler beider Strömungen Werke für den öffentlichen Raum.