Lexikon
Kleinmeister

"Kleinmeister" - ein gelegentlich auch abwertend gebrauchter Begriff - können strenggenommen alle Künstler genannt werden, die sich dem kleinen Format verschrieben haben. Dies war im deutschsprachigen Raum des 16. Jahrhunderts oftmals der Fall, als nicht nur die Kleinplastik erblühte - so etwa im Werk von Conrad Meit - sondern auch die Graphiker sich in miniaturhaften Blättern übten. Diese Gruppe kleinformatig in Holzschnitt und vor allem Kupferstich arbeitender nordalpiner Künstler wird im engeren Sinne mit dem Begriff der "Kleinmeister" belegt.
Thematisch widmeten sich die Kleinmeister mythologischen oder biblischen Themen, letztere oftmals unter reformatorischem Vorzeichen, ferner allegorischen oder historischen Sujets. Zukunftsweisend waren die Sittenschilderungen der Kleinmeister, die auf die Genrebilder des Barockzeitalters vorausdeuten. In der Gattung des Ornamentstiches, der zum Vorlageblatt des Kunsthandwerks wurde, beriefen sich die Kleinmeister auf die italienische Renaissance, deren Formensprache sie im Stich nördlich der Alpen populär machten.
Vielfach werden die Kleinmeister auf den deutschen Raum beschränkt, wo Dürers Vorbildwirkung stilprägend war. Zu dieser Gruppe zählen Barthel und Hans Sebald Beham, Heinrich Aldegrever, Jakob Binck, Hans Brosamer, Daniel Hopfer, Ludwig Krug, Johann Ladenspelder, Georg Pencz (Jörg Bencz, Monogramm IB), Jost Amman und oft auch Albrecht Altdorfer (um 1480-1538). Zu den niederländischen Kleinmeistern werden etwa Cornelis Massys und Dirck Jacobsz Vellert gerechnet, zu den französischen Kleinmeistern zählen beispielsweise Jean Duvet und Jean de Gourmont.