Lexikon
Kitchen Sink School

Als Kitchen Sink School oder Kitchen Sink Realism wird eine in den 1950er Jahren wirkende, lose englische Künstlergruppierung bezeichnet, die sich in rauer, realistischer und ausdrucksstarker Manier ungeschönten Sujets aus der Lebenswirklichkeit der Arbeiterklasse widmete. Aufgrund dieser thematischen Ausrichtung wird der Kitchen Sink Realism häufig mit dem sozialen Realismus in Verbindung gebracht.
Der Begriff geht auf den Kunstkritiker David Sylvester (1924-2001) zurück, der ihn im Dezember 1954 erstmals in einem Artikel benutzte. Die Bezeichnung "Kitchen Sink" (zu deutsch: Spülbecken) wird dabei auf ein Gemälde von John Bratby bezogen, in dem ein Spülbecken gezeigt ist.
Die Maler des Kitchen Sink Realism werden nicht durch ein gemeinsames Programm oder gar ein Manifest vereint und wollten keinesfalls als Künstlergruppierung verstanden werden. Verbunden waren sie einzig durch die Wahl der Bildthemen: Triste Interieurszenen, schmutzige Stilllebenarrangements aus Hausrat und Abfällen oder die heruntergekommenen Straßenzüge von Sheffield prägten die Arbeiten der Kitchen Sink School. Ihre in den Werken Ausdruck findende Unzufriedenheit mit den sozialen und moralischen Gegebenheiten im England der Nachkriegszeit verbindet die Maler des Kitchen Sink Realism mit den "Angry Young Men" in der zeitgleichen englischen Literatur.
Zu den Hauptvertretern der Kitchen Sink School rechnen Edward Middleditch (1923-87), Derrick Greaves (geb. 1927), John Bratby (1928-92) und Jack Smith (geb. 1928). Im Jahr 1956 stellten die Maler der Kitchen Sink School gemeinsam auf der Biennale in Venedig aus.
Schon mit den ausgehenden 1960er Jahren löste sich die Kitchen Sink School auf, ihre Mitglieder entwickelten sich bald in die unterschiedlichsten Richtungen.