Lexikon
Kartusche

In der bildenden Kunst bezeichnet die Kartusche im Allgemeinen einen Zierrahmen, der aus halbaufgerollten Bändern oder Blättern gebildet ist. Meist wird die Bezeichnung jedoch im Zusammenhang mit der in der Spätrenaissance aufkommenden und vor allem im Rokoko und Barock verbreiteten Kombination aus ornamentaler Einfassung und Schriftfeld verwendet, in das Wappen, Marken, Sinnbilder, Inschriften u.a. eingefügt werden. Besonders beliebt in der Kartographie, wird die Kartusche als ornamental ausgestalteter Rahmen und für geographisch relevante Inschriften verwendet und im Kartenbild eingefügt. In diesen Kartuschen stehen Angaben wie Kartentitel, Widmung, Verlegeradresse, Erscheinungsdaten, Maßstab, Legenden. Funktion der Kartusche ist neben der Information für den Betrachter zumeist, freie Flächen zu füllen oder von fehlenden geographischen Angaben abzulenken. Die ornamentale Ausgestaltung variiert je nach Epoche und Kartenhersteller. Die Kartuschen des 15. Jahrhunderts bestehen nach italienischem Vorbild meist aus einfachem Bandflechtwerk, während im 16. Jahrhundert architektonische und figürliche Elemente hinzugefügt werden. Den größten Umfang an Ausgestaltung erlebte die Kartusche jedoch im Barock. Hier umfasste die Ausstattung der Kartuschen - die oft einen erheblichen Teil des Kartenbildes einnahmen - menschliche und tierische Figuren, Allegorien, floralen und gegenständlichen Schmuck, architektonische Elemente sowie regional charakteristische Objekte und ganze landschaftliche oder szenische Darstellungen, die auf die Besonderheiten der dargestellten Region Bezug nehmen. Die dekorativsten Beispiele dieser meist durch die Kolorierung noch zusätzlich verzierten Kartuschen stammen von den Niederländern. Im 18. Jahrhundert werden die Kartuschen dem leichteren Stil des Rokoko angepasst und mit chinesischen Elementen, romantischen Ruinen, zarten Blumengirlanden u.a. versehen. Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts die wissenschaftliche Genauigkeit gegenüber dem ornamentalen Charakter der Karten zunehmend an Bedeutung gewinnt, setzt sich ein zunehmend schlichter Stil durch und die Kartuschen bestehen häufig nur mehr aus einfachen Schriftovalen oder -feldern.