Lexikon
Italienischer Spätbarock

Im 18. Jahrhundert hatte sich die Situation in Italien verändert. Der Einfluss externer Mächte, besonders Österreichs, nahm zu, und Rom verlor im Vergleich zu anderen italienischen Kunstlandschaften an Gewicht. So ist es erklärlich, dass gerade dort der Hochbarock deutlich nachwirkte; in der Skulptur kann das Werk des Römers Pietro Bracci (1700-73) diese Tendenz exemplarisch verdeutlichen.
In der Malerei des Spätbarock nahmen Neapel und insbesondere Venedig die ersten Ränge ein; der Stil letzterer Schule wurde unter anderem durch den Bologneser Giuseppe Maria Crespi (1665-1747) geprägt, der eigenwillige Hell-Dunkel-Effekte mit carraccesken Kompositionsstrukturen zu kraftvollen Werken zu verbinden verstand. Auf die römische Malkunst des Spätbarock, die den Schwerpunkt von der Wand- und Deckendekoration auf die Altarbildmalerei verlegt hatte, wirkte neben der ausgeprägten Nachfolge Carlo Marattas (1625-1713) auch der venezianische Stil, den etwa Francesco Trevisani in Rom vertrat. Unter den Stadtrömern prägte der Maratta-Schüler Marco Benefial (1684-1764) die spätbarocke Kunst. Bedeutendster römischer Meister des Spätbarock und Vorklassizismus war jedoch Pompeo Girolamo Batoni (1708-87), dessen Werke - exemplarisch die vielkopierte "Büßende Magdalena", ehemals in der Dresdener Gemäldegalerie - im 18. und auch noch im 19. Jahrhundert überaus beliebt waren. Neben den einheimischen Künstlern wirkten im 18. Jahrhundert gerade in Rom viele ausländische Maler und Kunsttheoretiker, allen voran die Gründungsväter des Klassizismus, Anton Raphael Mengs (1728-79) und Johann Joachim Winckelmann (1717-68).