Lexikon
Futurismus außerhalb Italiens

Als avantgardistische Strömung wirkte der Futurismus auch über Italiens Grenzen hinaus. Grundlage der Rezeption war eine große Wanderausstellung, die im Februar 1912 in Paris ihren Anfang nahm und auch in London, Amsterdam, Berlin und weiteren Städten gezeigt wurde.
In Deutschland fand die Ausstellung in der "Sturm"-Galerie Herwarth Waldens statt und wurde intensiv rezipiert. So zeigen beispielsweise Alfred Döblin in der Literatur und Ludwig Meidner in der Malerei nach 1912 deutliche Einflüsse des Futurismus. Ferner nahmen Otto Dix ("Selbstbildnis mit Mars", 1915), Heinrich Vogeler, Otto Freundlich, Johannes Molzahn und Franz Marc ("Armes Land Tirol", 1913/14) die Anregungen aus Italien auf. Daneben zeigten sich der späte Expressionismus und die Dada-Bewegung von den Ideen und Formfindungen des Futurismus berührt.
Schon an der Rezeption in Deutschland zeigt sich, dass der Futurismus in seiner außeritalienischen Ausprägung in verschiedenen Mischformen zwischen Kubismus und Expressionismus auftrat. Dies wurde auch in anderen Ländern offensichtlich: In England prägte sich unter Anregung des Futurismus der Vorticism aus, in Polen kam es zum Formismus, in den USA zum Synchronismus (Morgan Russel). Ein einzelner Künstler, Prosper De Troyer, vertrat den Futurismus kurzzeitig in Belgien. In Russland wirkte der Futurismus besonders stark nach, unter anderem kam es hier zur Ausprägung des Rayonismus. Auf dem Weg zur Entwicklung des Konstruktivismus stand ebenfalls der Futurismus, hier in der Stilvariante eines "Kubo-Futurismus".