Lexikon
Der mexikanische Muralismo

Vom spanischen Wort für Mauer, "muro", wird die Bezeichnung der Kunstrichtung "Muralismo" abgeleitet, handelt es sich hierbei doch um Gemälde auf einer Außen- oder Innenwand an einem zumeist öffentlichen Gebäude.
Besondere Bedeutung kommt dem Muralismo in Mexiko zu, wo er zunächst als vornehmlich propagandistische, sozialpolitisch und national motivierte Kunst in der nachrevolutionären Zeit ab etwa 1920 zu charakterisieren ist. Oftmals waren die ideologisch gefärbten Motive der monumentalen Historienbilder den Themen Revolution und Klassenkampf entlehnt. In ihrem Verlauf ab etwa 1930 weitete sich die Strömung aus, entsprechend heterogener waren dann auch die verbildlichten Stoffe, die nun einerseits die nationale Geschichte verherrlichten und andererseits eher technik- und wissenschaftszentriert die neue Zeit und den neuen Menschen rühmten. Dies zeigt beispielsweise Diego Riveras (1886-1957) zwischen 1929 und 1935 im Nationalpalast in Mexico City entstandener Zyklus zur Geschichte Mexikos, dessen Bilderzählung von den präkolumbianischen Wurzeln des Landes bis in die moderne Gegenwart reicht.
Die wichtigsten Vertreter des mexikanischen Muralismo sind neben Diego Rivera - der mit der bedeutenden mexikanischen Malerin Frida Kahlo verheiratet war - José Clemente Orozco (1883-1949) und David Alfaro Siqueiros (1896-1974), ferner Jean Charlot, Roberto Montenegro und Alfredo Zalce.
Die Maler des Muralismo schöpften aus unterschiedlichen Inspirationsquellen: Unter anderem sind Einflüsse aus dem Kubismus, dem Jugendstil, dem Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit bemerkbar, daneben auch aus der traditionellen mexikanischen Volkskunst. Die Wandbilder zeichnen sich darüber hinaus durch eine realistische Auffassung, eine Fülle an Bildpersonal, Bewegung und Handlungen sowie durch ein sattes Kolorit aus, das einerseits die Lokal-, andererseits die Ausdrucksfarbe bedient. Gut belegbar ist daneben, dass David Alfaro Siqueiros für zentrale Figuren seiner Bilder häufig fotografische Studien anfertigte, die er dann malerisch umsetzte.
Der mexikanische Muralismo fand, in seinen Ausläufern zum Teil bis in die 1970er Jahre hinein, eine weite Verbreitung im eigenen Land wie auch in den USA.